Wilder Pfaff, Stubaier Alpen, 29.6.2019

Tagesabhängige Tourenbewertung

Das letzte Mal?

Die vielleicht heißesten Tage in diesem Jahr. Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Selbst auf 2000 Metern stolperte das Thermometer auf 25 Grad. Die 0-Grad-Grenze? Knapp bei 4800 Metern. Und selbst in Dubai hat es momentan nicht mehr als 40 Grad. Stubai instead of Dubai Wilder Pfaff, Stubaier Alpen, 29.6.2019 .

Sternenklare Himmel und geringe Luftfeuchtigkeit sind für die Schneedecke immer recht gut. Ein WhatsApp am Freitag Abend von Giggi: „Abfahrt 5.30 Uhr in Richtung Stubaier Gletscher. Passt, freu mi“. Und freilich, wie sollte es anders ein. Er war wieder mal überpünktlich vor meinem Haus. 5.15 Uhr nämlich.

Nachdem am Samstag der Ultratrail hinauf auf den Gletscher stattfand, war die Gondel bereits ab 6 Uhr in Betrieb. (Normal: 8 Uhr). Das kommt uns ja wie geschmiert. Je früher, desto besser – was sich im nach hinein nicht zu 100 % bewahrheitete. Dazu später noch.

Ab ins Stubaital. Hinein in die 3S-Gondel und hinauf zum Eisgrat und weiter zum Schaufeljoch. Das Ziel? Mal schauen. Wilder Pfaff, Pfaffenkogel, Zuckerhütl …

Raus aus der Gondel und hinunter in Richtung Hildesheimerhütte bzw. in die Senke über den Gaißkarferner zum klassischen Ausgangspunkt der genannten Gipfelziele. Dass es so derart pickelhart und bockhart ist, hätte ich/wir uns nicht gedacht.

Also die die Abfahrt in die Senke über den welligen, gefrorenen Sommerschnee war eine regelrechte Gratismassage. Vom Kopf bis zum kleinen Zehen – beinhart – wie in einer Zentrifuge wurden wir durchgeschüttelt. Ratter, ratter, ratter – knatter, knatter, knatter.

Steigeisen sollten eigentlich bei solchen Touren nie fehlen. Und Gott sein Dank haben wir sie auch mit gehabt, denn schon auf den ersten Metern hinauf zum Pfaffenferner haben wir uns dieser bedient.

Endlich, die ersten Sonnenstrahlen.

Wilder Pfaff Skitour

Und weil es eigentlich mit Skiern auch nicht viel schneller geht, behielten wir die Steigeisen gleich mal an und stiegen über den Pfaffenferner weiter hinauf, bis zur Scharte und von dort zum ersten Ziel, dem Pfaffenkogel auf 3366 Meter.

Ein Osthang, der vom Gipfel hinunter auf den weiten Sulzenauferner führt. Was das heißt? Frühe Sonneneinstrahlung. Und nachdem die Nacht pickelhart war? Es hat richtig „geil“ aufgefirnt und die kurze Abfahrt war echt sensationell.

Nächstes Ziel – der Wilde Pfaff. Und auch hier waren wir wieder froh, dass wir die Steigeisen dabei hatten. Es wäre wohl auch mit Skiern gegangen. Aber warum plagen, wenn man mit den Zacken auf den Füßen bequem und komplikationslos die Nordflanke hinaufstapfen kann.

Da schau an. Da kommen noch zwei einzelne Tourengeher mit Skiern über das Gletscherbecken daher. Die einzigen Verrückten sind wir also doch nicht. Wo die wohl hinwollen? In wenigen Minuten waren wir nicht mehr zu zweit am Gipfel des Wilden Pfaff’s sondern zu viert. Die Annelies, die alleine unterwegs war, und der Raimund. Zwei mir länger schon bekannte Gesichter.

Es wurde geredet, und geredet und geredet und geredet und geredet. Bis irgendwann mal wer auf die Uhr blickte. Halb 12. Sch… total auf die Zeit vergessen. Aber es war so fein und schön am Gipfel und die selbstgemachten Müsliriegel von der Annelies schmeckten auch ziemlich lecker. Und jetzt? Das Zuckerhütl muss noch er – zumindest war Annelies überhaupt nicht zu stoppen.

Nein, wir fahren ab. „Nein ihr geht’s mit“ – Nein, wir fahren ab und Giggi und ich setzten uns letztendlich durch. Ob Annelies noch noch am Zuckerhütl stand, wissen wir nicht Wilder Pfaff, Stubaier Alpen, 29.6.2019.

Also ging’s über die Nordseite über geschmeidigen Firn retour auf den Sulzenauferner, von dort hinüber zur Scharte und über den Pfaffenferner runter in die Senke. Und im Vergleich zum Aufstieg ist es dort nun auch weicher geworden und es war lässig zum Sommerskifahren.

Auf der Jochdohle hörten wir Musik, Lautsprecherdurchsagen ob des Ultratrails. Also stiegen wir nicht zurück zur Jochdohle, sondern hinauf in Richtung Pfaffengrat/Fernauferner.

Extra, weil wir schon während der Gondelfahrt hinauf guten Einblick hatten, dass hier noch genügend Schnee liegt und eine Skiabfahrt bis knapp vor die Dresdner Hütte möglich ist. Und nachdem der Kunstschnee dort und die ständige Pistenpräparierung sicherlich eine gute Skiabfahrt garantieren, war die Entscheidung nicht nur richtig, sondern goldrichtig.

Nicht weicher patziger und bremsender Sommerschnee, sondern geschmeidiger – eigentlich Firnschnee – ja richtig gelesen. Und das war wohl das Highlight des Tages. Mit einer kurzen Tragepassage (50 Meter) fuhren wir auf total lässigem und Untergrund „juchzend“ bis 150 Meter (nicht Höhenmeter sondern Streckenmeter) bis vor die Dresdner Hütte und von dort mit der Gondel zur Talstation Mutterberg.

So eine Tour und eine solche Abfahrt am 29. Juni zu erleben, ist schon etwas besonders. Giggi stellt seine Bretteln nach 75 mal ausrücken in diesem Winter nun in den Keller. Er lässt den Schnee jetzt endgültig ziehen, wohl auch mit etwas Wehmut.

Ob sich für uns/mich noch was ausgeht, wissen/weiß wir/ich nicht. Ganz geschlagen geben wir uns vielleicht noch nicht, denn ein Projekt würde noch am Plan stehen. Ob ich es umsetze, steht in den Sternen. Aber wenn, dann ist natürlich Lukas Ruetz dabei, der eigentlich die Idee dazu hat und mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. (flex, giggi, 29.6.2019).

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